Eine lange erwartete Weichenstellung: Michael Sieber übernimmt mit der von ihm und seinem Sohn Florian gegründeten Sieber & Sohn GmbH & Co. KG den Modelleisenbahnhersteller Märklin. Die notwendigen Unterschriften zur Übernahme wurden am Donnerstag, 21. März bereits notariell bestätigt. Der Stammsitz in Baden- Württemberg bleibt unverändert erhalten. Damit wird ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt Göppingen und die umliegenden Landkreise gesichert sowie alle Arbeitsplätze erhalten.
Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag in den Räume der Simba-Dickie-Group in Fürth erläuterten Michael Sieber, der über die Sieber & Sohn GmbH & Co. KG neuer Mehrheitseigentümer bei Märklin wird und Insolvensverwalter Michael Pluta über den Stand der Dinge. Die Zukunft des schwäbischen Traditionsunternehmens sei mit dem Wunschpartner Sieber gesichert, zeigte sich Pluta überzeugt. Alle derzeitigen Arbeitsplätze an den beiden Niederlassungen Göppingen und Györ (Ungarn) blieben erhalten, alle offenen Verbindlichkeiten gegenüber Banken und anderen Gläubigern würden zu 100 Prozent beglichen.
Sowohl Pluta als auch Sieber bestätigten, dass Märklin als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werde und nicht als Teil der Simba-Dickie-Group betrachtet werden kann. Allerdings ließ Michael Sieber durchblicken, das seiner neuesten Aquise auch das Knowhow und die Expertise der Simba-Dickie-Group zur Verfügung stehen werde.
Im Zuge der Übernahme ergänzt Florian Sieber die derzeitige Doppelspitze als dritter gleichberechtigter Geschäftsführer neben Wolfrad Bächle und Stefan Löbich. Florian Sieber wird sich in erster Linie um die Bereiche Planung und Controlling kümmern und als Verbindungsglied zum Mehrheitsgesellschafter und zum Know How der Simba-Dickie-Group fungieren. Sieber ist sich der Verantwortung seiner neuen Rolle bewusst. „Der Name Märklin ist Synonym für eine ganze Spielzeugkategorie und steht bereits seit 1859 für deutsche Spitzenqualität“, erklärt er. „Deshalb freue ich mich sehr, die Zukunft dieser Traditionsmarke mit einer über 150-jährigen Geschichte mitzugestalten.“
Mit den neuen Eigentümern wird auch der Wirtschaftsstandort Göppingen und die umliegenden Landkreise langfristig abgesichert: Es ist gelungen, die Eckpunkte der bestehenden Hausvereinbarung mit der Belegschaft ab 2014 zu verlängern. Für die Angestellten in Göppingen bedeutet dies eine Arbeitsplatzsicherung bis 2019 – eine Regelung, die von 98 Prozent der Mitarbeiter unterschrieben wurde.
Großen Anteil daran hat Insolvenzverwalter Michael Pluta, der die Entwicklung von Märklin seit März 2009 begleitet. „In den letzten vier Jahren haben wir es geschafft, das Unternehmen wieder in stabile Bahnen zu lenken. Der Einstieg der Sieber & Sohn GmbH & Co. KG als neuer Eigentümer bestätigt letztlich den Erfolg unserer bisherigen Entscheidungen.“ Pluta befürwortet die neue Eigentümerstruktur. Für ihn sei von Beginn an festgestanden, Märklin nicht an jeden zu geben. In Frage gekommen seien nur Familienunternehmen, die größer als Märklin seien und Unternehmer, die über das entsprechende Herzblut verfügten. „Sieber habe er den Traumpartner gefunden. Die vollständige Bedienung ausstehender Forderungen und die Weiterführung der Geschäftstätigkeit wird garantiert – eine sehr positive Entwicklung.“
Sieber bestätigt diese Ansicht: „Herr Pluta und sein Team haben die richtigen Weichen gestellt. Insgesamt sehe ich große Wachstumspotentiale für Märklin und die Töchterunternehmen Trix und LGB.“ Vor allem die Mehrmarkenstrategie soll weitergeführt und ausgebaut werden. Im Fokus der zukünftigen Geschäftsstrategie sieht Sieber auch wieder Kinder und Jugendliche. Als Grundlage bestehen bereits die Linien „Märklin MyWorld“ und „LGB Toytrain“. „Wer, wie ich, schon als Kind von Märklin begeistert war, wird der Marke auch als Erwachsener treu bleiben.“
Der Stammsitz von Märklin in Baden-Württemberg bleibt auch zukünftig das Zentrum für die Entwicklung und Fertigung von speziellen hochwertigen Artikeln. Im ungarischen Györ wird weiterhin das Herzstück der Kernproduktion sein. Mittelfristig sollen weitere Produktionslinien aus China zurück nach Europa geführt werden.
Derzeit steht eine Prüfung der Übernahme durch das Bundeskartellamt noch aus. Man geht aber davon aus, dass das Vorhaben mit den geltenden Rechtsnormen vereinbar ist und in wenigen Wochen der endgültige Vollzug der Übernahme gemeldet werden kann.
Über den Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart.